5 Tipps zur (richtigen) Wohnflächenplanung
Die Mietwohnung hinter sich lassen und endlich den Traum des (großen) Eigenheims erfüllen – da lassen sich Bauherr*innen gerne zu mehr Wohnfläche als nötig verführen. Die optimale Wohnflächenplanung ist besonders in aktuellen Zeiten wichtig, denn nicht nur beim Bau des Hauses fallen pro jedem Quadratmeter hohe Kosten an, sondern auch später muss die gesamte Fläche geheizt, beleuchtet und instandgehalten werden. Und im Moment müssen alle schmerzlich feststellen, dass Energie teuer ist und nicht sinnlos verschwendet werden sollte.
Natürlich soll aber auch ausreichend Platz im neuen Domizil vorhanden sein, aber wie viel Haus ist eigentlich zu viel und worauf sollte ich bei der Wohnflächenplanung grundsätzlich achten?
Ich gebe dir dazu ein paar wertvolle Tipps aus Theorie und Praxis. Und wie immer daran denken, die Wohnflächenplanung ist mehr als individuell. Du entscheidest ganz allein, wie groß dein Traumhaus später werden soll und wo deine Prioritäten liegen.
Gut zu wissen: Was gehört eigentlich zur Wohnfläche?
Wann eine Fläche als Wohnfläche bezeichnet wird, ist in verschiedenen Verordnungen geregelt. Das Standardwerk dazu ist eigentlich die Wohnflächenverordnung (WoFlV) vom 01.01.2004. Hier findest du Angaben darüber, wann eine Fläche als Wohnfläche gilt. Dazu müssen unter anderem die Raumart und die Höhe des Raumes betrachtet werden. Gibt es zum Beispiel Dachschrägen in deinem neuen Eigenheim, dann werden Flächen erst ab 2 m lichter Höhe als Wohnfläche deklariert. Auch die Fläche von Balkonen und Terrassen gehört zu einem bestimmten Teil zur Wohnfläche.
Tipp 1: Individuelle Wünsche formulieren
Wie bereits gesagt, für jede(n) ist das Traumhaus ein anderes − genauso gestaltet es sich auch bei der Größe des Eigenheims. Deswegen solltest du für dich eigene Wünsche an die späteren Räume festlegen und am besten gleich aufschreiben. Dazu kannst du dir eine Liste mit den jeweiligen Räumen erstellen, bei denen du die aktuelle Größe des Raumes (zum Beispiel in deiner jetzigen Wohnung) und deine Wunschgröße im späteren Haus gegenüber stellst. Mithilfe von Wünschen oder Anmerkungen kannst du so feststellen, was dir momentan fehlt und was du im Neubau gerne anders haben möchtest. Ein Beispiel:
RAUM | Größe aktuell in m² | Größe im neuen Haus in m² | Wünsche |
Wohnzimmer + Esszimmer | 25 | 45-50 | Zusammen mit einem Esszimmer und offener Küche! |
Gemeinsam mit der Familie und/oder Partner*in kann überlegt werden, wer welche Prioritäten oder Wünsche hat. Auf diese Weise entsteht ein grobes Konstrukt eures Hauses mit individueller Wohnfläche.
Tipp 2: An heute und morgen denken
Nehmen wir an, du planst ein Haus für die gesamte Familie (Eltern + 1,2,3,4 Kinder): Für eine große Anzahl an Bewohner*innen benötigst du natürlich auch entsprechend Wohnfläche, denn jedes Kind möchte sicher sein eigenes Zimmer haben, sofern das möglich ist. Ziehen die Kinder jedoch ein paar Jahre später aus dem Zuhause aus, bleibt viel (ungenutzte) Wohnfläche zurück. Das muss aber nicht sein, wenn du schon bei der Planung zum Beispiel Vorkehrungen dafür triffst, dass du eventuell das Obergeschoss deines Hauses als weitere Wohnung vermieten kannst. Dazu könntest du unter anderem Leerrohre für die Elektronik verlegen, Starkstromanschlüsse für eine spätere Küche vorsehen und weitere Maßnahmen. So würde die Wohnfläche immer vollends ausgenutzt werden und du müsstest nicht leere Räume heizen.
Tipp 3: Grundstück berücksichtigen
Die Entscheidung, wie viel Wohnfläche verwirklicht werden soll, hängt von vielen Faktoren ab – zum Beispiel spielt auch die Grundstücksgröße bei der Planung eine Rolle. Aufgrund von Gesetzen oder Bauordnungen ist nicht immer jede Wohnflächenzahl für das Traumhaus möglich. Die maximale Wohnfläche für dein Eigenheim kannst du dir mit dieser einfachen Faustformel berechnen:
Grundstücksgröße x 0,33 = maximal zu realisierende Wohnfläche
Bei einem 500 m² Grundstück kannst du so zum Beispiel maximal 165 m² Wohnfläche realisieren. Das solltest du in jedem Fall bei deiner grundsätzlichen Planung beachten. Hier lohnt es sich, sich frühzeitig über das geltende Recht zu informieren.
Tipp 4: Cleveren Stauraum mitdenken
Für Schränke, Regale und Co. brauchst du Platz, und das geht oftmals zu Lasten der Wohnfläche – denn Räume müssen theoretisch größer geplant werden, um sperrige und große Möbel unterzubringen. Das muss aber nicht so sein, wenn du direkt bei der Wohnflächen- und Grundrissplanung an integrierte Möglichkeiten für Stauraum denkst, zum Beispiel Wandschränke oder -regale. Dadurch kannst du unter anderem die Fläche von Kinder- oder Schlafzimmer verringern und somit den Fokus auf die wesentliche Nutzung legen.
Außerdem kannst du darüber nachdenken, einen Keller zu bauen, wenn du mehr Stauraum benötigst. Der hat viele Vorteile. Hier kannst du zusätzlich auch die Haustechnik oder Hobbyräume unterbringen. Nicht beheizte Räume im Kellergeschoss bieten dir zusätzliche Fläche, ohne dass diese zur Wohnfläche zählen. Wem das wichtig ist, der sollte hier genau Kosten und Nutzen abwägen.
Tipp 5: Multifunktionale Räume planen
Die Wohnfläche hängt zwangsläufig mit der Anzahl und der gewünschten Größe von Räumen zusammen. In der Regel nutzen wir einen Raum für einen Zweck – das Schlafzimmer zum Schlafen, das Arbeitszimmer zum Arbeiten und du kannst dir denken, wie es weitergeht. Ein bekanntes schwedisches Einrichtungshaus hat sich schon lange die Multifunktionalität von Räumen auf die Fahne geschrieben und immer mehr Menschen möchten auf wenig Raum, viele Nutzungsmöglichkeiten haben (siehe zum Beispiel der Boom von Tiny Houses). Aber auch die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass es möglich ist, in einer 50 m²-Wohnung (irgendwie) zu arbeiten und zu leben.
Warum sollte Mann oder Frau sich dieses Wissen nicht bei der Wohnflächenplanung zu Nutze machen und multifunktionale Räume konzipieren, die vielfältige Möglichkeiten bieten? Das kann zum Beispiel eine kleine abgetrennte Arbeitsnische im Wohnzimmer sein, die das (große) Home-Office ersetzt. So spart Mensch sich einen ganzen Raum ein und hat trotzdem eine Lösung für das Arbeiten von zu Hause geschaffen.
Die richtige Größe für dein Haus finden
Die Wohnflächenplanung ist ein großer Baustein auf dem Weg zu deinem Eigenheim: Bevor du damit startest, solltest du vor allem deine Wünsche und Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen und dann so viel Fläche einplanen, wie du benötigst. Dazu solltest du sowohl dein jetziges als auch dein zukünftiges Budget im Auge behalten, denn viel Fläche bedeutet auch höhere Bau- und später Energiekosten.
Es gibt mittlerweile viele Möglichkeiten, Wohnfläche einzusparen und nicht an Komfort zu verlieren. Vielleicht helfen dir meine Tipps dabei!
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